Das Faultier hat keine Wahl // 203. Fritze-Blitz
In unserer Leistungsgesellschafft tut das Faul sein auch mal gut. Ein Selbstversuch. Mehr über mich hier: www.nicolafritze.de
Wollen wir fleißig sein oder faul? Stellt sich diese Frage überhaupt? Haben wir eine Wahl in einer Gesellschaft, die proklamiert, dass nur den Tüchtigen die Welt gehört und es ohne Fleiß keinen Preis gibt? Wer faul ist, gilt schnell als Schmarotzer und dumm noch obendrein. Wer faul ist, dem mangelt es an Willenskraft und Disziplin, der ist nicht bereit, sich anzustrengen und abzumühen. Vielleicht ist es auch gar nicht so leicht, faul zu sein. Vielleicht fällt es uns schwer, still zu sein und uns selbst genug zu sein. Ich habe mich in den letzten Wochen öfter ganz bewusst entschieden mal faul zu sein. Ich war einfach neugierig, wie es sich anfühlt, denn ich konnte mich nicht mehr an das Gefühl erinnern, wie es ist, faul zu sein. Am Anfang tat mir das Faulsein nicht so gut. Immer wieder kämpfte ich mit meinem schlechten Gewissen, trieb ich mich selbst an „du kannst doch jetzt hier nicht einfach nur so rumsitzen! Tu jetzt mal was! Sei nicht so faul!“ Oder ich versuchte mein Faulsein zu rechtfertigen „Hey, Du hast echt viele Vorträge in der letzten Zeit gehalten, warst viel unterwegs, da kannst du jetzt auch mal ein bisschen faul sein…“ Aber dann wurde mir irgendwann klar, dass dieses bewusste Nichtstun gut tut. Ich habe Löcher in die Luft gestarrt, meinen Gedanken nachgehangen, mich von einer etwas anderen Seite kennen gelernt. Und dabei habe ich mich auch erholt. Es ist eine andere Qualität, Energie aufzutanken, während ich nur so rumsitze, als wenn ich beim Yoga oder bei einem Spaziergang auftanke. Und ich finde, das tut auch mal gut. Ich kam zu der Erkenntnis, dass es sehr bedauerlich ist, dass in unserer Gesellschaft ständige Bewegung und Aktivität als Ideal gilt.
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